Die Elemente FORM, FARBE und ENTSTEHUNGSPROZESS sind übereinander gelagert. Es ergeben sich gemeinsame Bereiche, wobei die Grenzen fließend sind.
Die ersten beiden Schnittmengen seien hier nur kurz erwähnt:
FORM UND FARBE
In der gegenständlichen Malerei entsteht die Form überhaupt erst durch Farbe -
ob bei den Alten Meistern, beim Fotorealismus, Surrealismus oder Konstruktivismus.
Die farbige Form steht im Vordergrund, der Entstehungsprozesses selbst ist für den Betrachter nicht von Bedeutung.
FORM UND ENTSTEHUNGSPROZESS
Der Bereich reicht von plastischen Werken bis zur Fotokunst.
Während die Pieta von Michelangelo im Petersdom reinste Form ist,
wurde die Marienfigur am Stadtplatz Deggendorf farbig gefasst.
Fotografie habe ich deshalb gewählt, da ich mich auf die Ausstellung von Herrn Ernst Hermann im April freue.
Ein Foto ist ein Foto, kann und will seinen Entstehungsprozess nicht verleugnen.
Hermann verzichtet zugunsten der Form vollständig auf Farbe.
Und jetzt zu dem Bereich, der für die informelle Malerei relevant ist:
FARBE UND ENTSTEHUNGSPROZESS
Bei den Bildern von Maria Seidenschwan wird die Form vernachlässigt.
Die Aussagekraft der Farbe und der Entstehungsprozess stehen absolut im Mittelpunkt.
Sie sehen bei den Feuerbildern mit welcher Energie Maria Seidenschwann zu Werke ging.
Man wird ihre Bilder eindeutig dem Informel (französisch für „formlos“) zuordnen.
Die Künstler des Informel lehnten sowohl geometrische Formen
als auch abstrakte Darstellungen von realen Gegenständen
und überhaupt jede Art von konzipierter (also durchgeplanter) Darstellung ab.
Statt des Tektonischen soll das Spontane und Unbewusste des Malvorgangs betont werden, wodurch die Emotion unmittelbaren Ausdruck erlangen soll.
Der malerische Prozess wird im Informel dadurch fast so wichtig wie das fertige Kunstwerk.
Zum Schluss ein Zitat
»Informel ist innerhalb des 20. Jahrhunderts die Phase II der malerischen Abstraktion.
Informel hat das Testament Kandinskys vollstreckt, ist jedoch nicht sein Epigone geworden.
Informel wurde seine Metamorphose.«
(Eugen Thiemann, Leiter des Museum für Moderne Kunst in Dortmund)
Mit meinen Worten:
Das Informel knüpft an Kandinskys Malerei an
ist keine Nachahmung ohne eigene Idee
sondern eine komplexe Verwandlung.
(Aus der Ansprache des Galeristen Johannes M. L. Pasquay am 18. November 2015) |