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EINLADUNG ZUR AUSSTELLUNG |
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG 13. APRIL 2016 UM 19 UHR
AUSSTELLUNGSDAUER BIS 18. JUNI 2016 |
Ernst Herrmann beschäftigt sich intensiv mit der analogen Schwarzweiß-Fotografie im Kleinbild- und Mittelformat.
Er verzichtet zugunsten der Form vollständig auf Farbe.
Analoge Fotografie setzt - im Gegensatz zur (fast) materielosen digitalen Aufnahme - planvolle Überlegungen voraus.
Trotzdem ist eine spontane Reaktion auf die natürlichen Lichtverhältnisse notwendig.
Immer wieder schleppt Herrmann seine Ausrüstung zu einer Fotoszene zurück, bis er mit den Gegebenheiten zufrieden ist.
»FOTO PUR«, der Titel seiner Ausstellung, bedeutet die Reduktion auf die wesentliche Kernaussage.
Gegenstände erfahren eine neue Bedeutung, indem sie zu reinen Gestaltungselementen degradiert werden.
Vom Abbild zum neuen, eigenständigen Bild ist der Schritt vom „Knipsen“ zur Fotokunst.
Die Kompositionslehre ist Herrmann „in Fleisch und Blut übergegangen“.
Er hat sie verinnerlicht, sie ist ein ihm innewohnender „Autopilot“, der ohne ständiges Bewußtmachen funktioniert.
Herrmann sieht - abseits der üblichen Seherfahrung - im Alltäglichen das Besondere.
Er bestimmt den Motivausschnitt bei der Aufnahme, muss nicht erst im Fotolabor mit Bildschnitten nachbessern.
Für die Vergrößerungen der Bilder in der eigenen Dunkelkammer verwendet Herrmann Barytpapiere, die für eine hochwertige Ausarbeitung schwarzweißer Fotokunst geeignet sind.
Nur damit kann er eine unvergleichlich tiefe Schwärze erzeugen.
Auch die Haltbarkeit dieser Abzüge ist (bei sachgerechter Lagerung) mit 100 Jahren und mehr, die höchste aller bekannten Fotomaterialien.
Seine Bilder brauchen nicht schöngeredet werden - sie sind von ausdrucksvoller Schönheit - es genügt eine exemplarische, nüchterne, emotionslose (und damit wissenschaftliche) Beschreibung ausgestellter Werke.
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Zunächst will der Betrachter die W-Fragen (wer oder was, wo, wann … ) geklärt.
Doch schon der zweite Blick macht deutlich, dass es sich hier nicht um ein bloßes Abbild, sondern um ein eigenständiges Bild, um Fotokunst handelt.
Beschreibung:
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Der Hell-Dunkel-Kontrast bildet zwei Bereiche:
Durch die Helligkeit vereinigt sind die rechteckige Öffnung zur Treppe mit dem Lichttrapez auf dem Boden.
Der dunkle Bereich formt sich unabhängig von den Objekten (Gewölbe, Wände, Boden) zu einer einzigen Fläche.
Dazwischen vermittelt die Treppe mit den elf Helligkeitsstufen.
Die Bildkomposition setzt den hellen Bereich zunächst harmonisch ins Bild.
Doch die untere, abfallende Begrenzungslinie des Trapezes setzt ihn in Bewegung, nach unserer Lesegewohnheit (die von links nach rechts geht) nach rechts unten.
Die zarte Lichtreflexion an Wand und Gewölbe (links oben) zieht ihn wieder zurück.
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Die Szene wird mit der Ecke eines mehrstöckigen Gebäudes eröffnet.
Den Hauptteil bilden die Spiegelungen in einem Raster von 66 verglasten Rechtecken.
Eine waagrechte Linienstruktur wird im rechten unteren Drittel zur unregelmäßigen Wellenstruktur verzerrt. |
Höhepunkt erreichen die Spiegelungen (der Spiegelungen) in einer kreisförmig gewölbten Glasfassade.
Den Abschluss bildet die Rückansicht der Architektur, die hauptsächlich für die Reflexionen verantwortlich ist. Dabei ragen deren waagrechte Linien an schräger Aufhängung mit dazu parallelem Abschluss wieder in Richtung Anfang zurück. |
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Ein Punkt ist statisch.
Vier Fixpunkte also auf diesem Bild. Genauer: zwei Kugeln und deren Schatten.
Eine Linie stellt Bewegung dar.
Zwei sehr unterschiedliche Choreografien zwischen zwei Punkten:
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eine läuft in eleganter S-Form von links unten nach rechts oben;
die andere viermal geknickt.
Zweitere gibt jedoch genaue Auskunft über das Relief dreier der vier senkrechten Gemäuerstreifen:
die graniterne Kanneliere mit den Randkanten wird von einer minimal nach vorne gewölbten Ebene abgelöst, gefolgt von einer gröber strukturierten.
Die beiden gewinkelten Wandhalterungen gehen nahtlos in ihre Schatten über und können an Insektenbeine erinnern. |
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Immer wieder hat Herrmann diese Stelle aufgesucht. Es entstand eine Bilderserie.
Die schrägen, sich (etwa) im Bildmittelpunkt überkreuzenden Linien der entrindeten Stämme liegen durch ihre Helligkeit im Kontrast zur Flora des Waldbodens, dominieren die Komposition.
Sie sind aus dem Rhythmus der passiven Senkrechten herausgefallen, die die Bilder im oberen Bereich in schmale Flächen zerschneiden.
Im linken Foto nicht ersichtlich, ordnet in den beiden anderen Bildern eine Horizontlinie in Nähe und Ferne. In der mittleren Fläche läuft die Linie spannungsreich aus der rechten, oberen Ecke, während sie sich rechts harmonisch im Bereich des goldenen Schnittes aufhält. |
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Mit seiner Lochkamera geht Herrmann noch einen Schritt weiter in Richtung »FOTO PUR«, zu den Ursprüngen der Fotografie.
(Unter anderem nutzte schon Leonardo da Vinci die Camera obscura als Ebenbild des Auges.)
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Bei der Lochkamera werden keine optische Linsen verwendet, sondern nur eine lichtdichtes Kästchen mit einer kleinen, verschließbaren Öffnung an der Vorderseite. Auf der rückwärtigen Innenseite entsteht ein auf dem Kopf stehendes und seitenverkehrtes Abbild. Das ist zwar frei von Verzeichnungen (die Projektion ist immer geradentreu), jedoch wesentlich unschärfer als das einer fokussierenden Kamera.
Der Motivausschnitt komponiert vier Trapezflächen um eine Treppe und lässt der Fantasie des Betrachters über den linken und rechten Bildrand hinaus freien Lauf. |
»Hopfenfeld im Winter«, das "Markenzeichen" von Ernst Herrmann durchbricht die Grenzen der Fotografie
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Autor: Johannes M. L. Pasquay
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Am 4. April 2016 begann Ernst Herrmann seine Bilder aufzuhängen.
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Skript der Ansprache am 13. April 2016 (J. M. L. Pasquay)
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Wir bedanken uns bei Herrn
Rüdiger Schernikau für seinen Artikel mit dem aussagekräftigen Foto in der Deggendorfer Zeitung
(Ausgabe vom 15. April 2016). |
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Herr
Rüdiger Schernikau hat auch sein Foto dankenswerter Weise für diese Webseite zur Verfügung gestellt. |
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