Smolka war Kunsterzieher.
"Wennst nix kannst, wirst Kunsterzieher" war ein gängiger Spruch der Studenten der "freien" Klassen
an der Münchner Akademie.
Ja, Kunst beruht auf Freiheit, Kreativität und Originalität.
Kunst bildet jedoch auch das Rückgrat, das kreative und freiheitliche Potential der Institution Schule.
Das bedeutet: Nicht die Künste benötigen die Schule, damit sie propagiert und vermittelt werden,
sondern die Schule benötigt die Künste, damit sie überhaupt bilden kann.
Und genau hier ist das "Können" des Kunsterziehers von fundamentaler Bedeutung.
Zu den Tuschzeichnungen:
Wenn ich jetzt meine persönlichen Assoziationen zu den Tuschzeichnungen Smolkas vorne anstellen würde,
nähme ich dem Betrachter die Möglichkeit der persönlichen Interpretation, würde die zumindest beschneiden.
Deshalb will ich allgemein gültige - wenn Sie wollen wissenschaftliche - Anmerkungen zu seinen Bildern anstellen.
Smolka arbeitet in Serien:
Sie beweisen, dass die Bilder nicht nur ein "Vogelschiss" aus Tusche sind,
sondern einem gelenkten Entstehungsprozess folgen.
Im Vordergrund steht eine feine Linie. Ihr Auf- und Abschwellen zeugt von der Verwendung einer Spitzender,
bezeichnend auch Schwellfeder genannt.
Die reagiert auf Druck, je stärker der ausgeübt wird, desto breiter wird die Tuschespur.
Offene Linien beschreiben eine Bewegung.
Dieser folgen wir - unserer Lesegewohnheit folgend - von links nach rechts.
Das heist, wir legen den Punkt als Ausgangspunkt fest, der am weitesten links oben liegt.
Geschlossene Linien umkreisen eine Form.
Die Bildung der Flächen kann aber auch durch Lavieren erfolgen, Wasser löst Punkte und Linien wieder auf und vereinigt sie,
bildet sozusagen eine Schnittmenge.
Wesentlich deutlicher sind die Flächen, bei denen Tusche direkt mit dem Pinsel aufgetragen wurde.
Punkte sind mehr oder weniger kleine Flächen, nicht wie in der Mathematik ein Ort ohne Ausdehnung.
Gestupft mit der Pinselspitze oder gespritzt mit einer Zahnbürste ergeben sie ein weiteres wichtiges
bildnerisches Element.
Smolka arbeitet mit farbiger Tusche.
Während Tinten eine Lösung von Pigmenten in Wasser sind, ist Tuschen ein Bindemittel hinzugefügt.
Als Tuschkasten wurde auch ein Malkasten bezeichnet,
bei dem die wasserlöslichen Farben mit Gummi arabicum gebunden sind.
Nach Untersuchungen von Eva Heller wirken Farben direkt auf unser Gefühl - und das bei jeder Person anders.
Laut repräsentativer Umfrage ist SCHWARZ die Farbe der Eindeutigkeit (24%) und Sachlichkeit (15%).
BRAUN reicht von der Gemütlichkeit (39%) bis zum Verdorbenen (26%).
ROT steht für die extremen Gegensätze Liebe (70%) und Hass (47%).
ROSA ist süß (46%), zärtlich (53%) und weiblich (34%).
BLAU ist unsere Lieblingsfarbe (Männer 40%, Frauen 36%) und beschreibt die Ferne (54%),
die Weite (42%) und die Unendlichkeit (35%).
Und jetzt überlasse ich Ihnen als Betrachter und Ihrer Fantasie das Feld und wünsche viel Genuss und Freude,
wenn Sie die Kunst in Ihren Augen neu entstehen lassen!
Johannes M. L. Pasquay
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